Christoph Blocher, die Banken, die Medien und ein Vertrag mit dem Volk

Christoph Blocher hat keine Freude daran, dass Nationalbank-Präsident Philipp Hildebrand die Vorschriften für Banken verschärfen will. Der Ex-Justizminister will nicht, dass die Banken mit ihrer Abzockermentalität noch mehr Auflagen zu erfüllen haben. Seit Monaten reitet er daher gegen Hildebrand eine regelrechte Fehde. Nun schwärzte Blocher gar den Chef der Nationalbank persönlich an obersten Stelle an.

Was war geschehen? SVP Vice Blocher ist in den Besitz von Bankbelegen der Bank Sarasin gelangt, die vermutlich gestohlen waren. Am 15. Dezember 2011 gelangte er damit an die damalige Bundespräsidentin Calmy-Rey und konfrontierte sie mit Dokumenten aus denen hervorging, dass Hildebrands Frau als angesehene Galeristin am 15. August eine halbe Million Dollar kaufte. Frau Hildebrand habe möglicherweise Insiderwissen missbraucht – meinte Blocher. Der Dollar notierte damals knapp über dem Allzeittief von 0.71 Franken. Am 6. September 2011 intervenierte die SNB bekanntlich und setzte eine Untergrenze des Frankens zum Euro von Fr. 1.20 fest.

Einmal mehr hat der Chefstratege der SVP mit seinem Handeln möglicherweise einen schweren Schaden der Schweiz zugefügt. Blocher der sich immer brüstet einen Vertrag mit dem Volk zu haben und damit alles unternimmt, dass es der Schweiz gut gehen soll. Mit seinen Taten hat er einmal mehr klargemacht, was er eigentlich will.

Eine unregulierte Bankenwelt, Medien die er mit seinem Geld manipulieren kann sowie einen unglaubwürdigen Staat.

Die Schweiz aber auch Europa braucht im vor uns liegenden schwierigen 2012 genau das Gegenteil. Der SVP-Vertrag mit dem Volk ist Propaganda und vermag höchstens den „SVP-(Tr/Z)ottel“ zu überzeugen.

Tagesschau vom 01.01.2012

Wie erst jetzt bekannt wurde, hat am Neujahrstag 2012 ein Mitarbeiter des IT-Supports der Bank Sarasin sich gegenüber der Kantonspolizei Zürich dahingehend geäussert, dass er die fraglichen Daten unterschlagen habe und einem SVP nahen Anwalt im Beisein von Blocher übergeben habe.

Der IT-Mitarbeier wurde inzwischen von der Bank fristlos entlassen. Anwalt und Christoph Blocher gelten weiterhin als ehrenwerte Personen und schweigen. Warum wohl? Ist Blocher mit seiner SVP etwa der geistige Anstifter?

Heute Donnerstag, 5. Januar: Der Präsisident der Nationalbank, Philipp Hildebrand hat an seiner Pressekonferenz nochmals bestätigt, dass der fragliche Dollarkauf von seiner Frau initiert worden sei. Als er von der Bank Sarasin davon erfahren habe, habe er sofort reagiert und seinen Bankberater per Mail angewiesen, in Zukunft nur noch von ihm ensprechende Aufträge entgegen zu nehmen.

Damit ist für alle klargeworden, dass Hildebrand bereits damals dieses Geschäft als heikel betrachtet hatte. Weil aber kein Reglementsverstoss geschehen sei, habe er nicht versucht das Geschäft vom Vortag rückgängig zu machen. Uebrigens, den daraus erzielten Gewinn von Fr 75’000.- habe er der Berghilfe zukommen lassen.

Aus meiner Sicht hat sich Philipp Hildebrand glaubwürdig erklären können. Aber auch bei nachfolgenden Fragen der Journalisten mit allen Antworten seine Reputation und diejenge der Nationalbank wiederherstellen können.

Offen ist noch immer die strafrechtliche Beurteilung der Verletzung des Bankgeheimnisses und die Rolle von Blocher in diesem Politkrimi!

Nachtrag vom 8. Januar: In der Sonntagspresse ist zu lesen, dass nach dem E-Mail von Philipp Hildebrand an seinen Bankberater Felix S. bei Sarasin am 16.8.2011 ein regelrechter Kaffeeklatsch losging. Insgesamt 12 Mitarbeiter riefen damals das Konto von Hildebrand ab und wollten wissen, wieso Felix S. einen Rüffel von Hildebrand einstecken musste.

Auch „Super User“ R.T. aus Amlikon TG war darunter und ihm fiel auf, dass kurz vor Ankündigung des Franken-Euro Mindestkurses Dollars gekauft wurden. Mit seinem Smartphone fotografiere er die Daten und wandte sich an seinen Schulfreund und Anwalt Hermann Lei.

Als am Neujahrstag Christoph Blochers Rolle publik wurde, begann “Super User“ R.T. zu realisieren, welch ungeheuerliche politische Dimension die Sache annahm. Er zeigte sich am gleichen Tag bei der Kantonspolizei Zürich an und outete sich auch bei seinem Arbeitgeber.

Die Entourage um Christoph Blocher und seiner Weltwoche schrieb am vergangen Donnerstag, der halbe Bundesrat mit Eveline Widmer-Schlumpf, Doris Leuthard und Johann Schneider-Ammann seien ab sofort nicht mehr tragbar. Dass sie dabei ihren eigenen Whistleblower und „Super User“ R.T. derart zusetzten, dass dieser psychisch zusammenbrach und in die geschlossene Psychiatriabteilung des Thurgauer Kantonsspitals Münsterlingen wegen Suizidgefahr interniert werden musste, interressiert offenbar diese Herren nicht. Einzig Philipp Hildebrand zeigte für den Hauptbetroffenen Verständnis und sprach gar von „einer gewissen Sympathie“.

Ex-Staatsanwalt Paolo Bernasconi sprach dagegen davon, dass die Weltwoche mit ihren falschen Anschuldigungen und den Rücktrittsforderungen „mediales Stalking“ betreiben würde und von der Staatsanwaltschaft zwingend zu verfolgen sei.

Morgen geht der Fall Blocher in die nächste, diesmal politische Runde. Ich bin mir sicher, dass auch damit der Fall nicht zu Ende sein wird.

Philipp Hildebrand gab soeben seinen Rücktritt als SNB-Präsident bekannt.

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