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Albula-Bahntunnel wird ab 2014 gebaut

290 Millionen Franken soll der neue Albulatunnel kosten. Vom sechsjährigen Baustellenverkehr betroffen sind auf Engadiner Seite das Dorf und das Val Bever. 2006 wurde mit dem Projekt begonnen – nun steht man kurz vor der öffentlichen Auflage.

An der Gemeindeversammlung vom letzten Freitag in Bever informierte Paul Loser, Leiter Tunnel bei der Rhätischen Bahn (RhB), über den geplanten Neubau des Albulatunnels. Dieser soll nördlich des bestehenden Tunnels im Abstand von 30 Metern gebaut werden. Zwölf Querverbindungen zwischen den beiden Röhren sorgen für die Sicherheit, der jetzige Tunnel bleibt bestehen und wird zum Sicherheitsstollen umgebaut.

Die RhB rechnet mit einer Bauzeit von gut sechs Jahren, 2020 soll der neue Tunnel in Betrieb gehen, ein Jahr später der alte Tunnel saniert sein und als Sicherheitstunnel in Betrieb genommen werden. Die Kosten für das Jahrhundert-Projekt belaufen sich auf 290 Millionen Franken.

Finanziert wird der Bau von Bund (246,5 Mio.) und Kanton (43,5 Mio.). Ein Teil des Baustellenverkehrs geht durch das Dorf Bever und das Val Bever. Die Gemeinde Bever hat kein grosses Mitspracherecht: Sowohl der Gemeindevorstand als auch die Beverser Bevölkerung befürchten, dass Touristen das beliebte Tal meiden könnten. Der Gemeindevorstand ist in Kontakt mit den Projektverantwortlichen. «Wir sind uns der Schwierigkeiten bewusst und suchen im Rahmen der Möglichkeiten tragbare, konstruktive Lösungen», sagte der zuständige Projektleiter Loser. Die Rhätische Bahn sei aber ein Betrieb des öffentlichen Interesses und unterstehe dem Eisenbahnergesetz. Darum ist es schwer, gegen den Bau ein Veto einzureichen.

Zu Beginn stand die Frage im Vordergrund, ob der jetzige, in die Jahre gekommene Albulatunnel saniert oder neu gebaut werden muss. Die Sicherheit des 109-jährigen Tunnels ist nicht mehr zeitgemäss; Sicherheitsräume sind im Winter vereist, Werkleitungen am Ende ihrer Lebensdauer, das Gewölbe ist rode und es dringt Wasser ein.
Nach einer Variantenstudie, welche die Kriterien Kosten, Sicherheit, Bautechnik, Termine, Betrieb und Umwelt beurteilt hat, favorisierten der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung der Rhätischen Bahn im Jahr 2010 klar einen Neubau. «Die Kosten für einen Neubau bewegen sich auf dem gleichen Niveau wie jene einer Sanierung», sagte Loser am Freitag. Da mit dem Neubauprojekt eine Nutzungsdauer von 100 Jahren angestrebt wird, sei diese Variante langfristig gesehen die günstigere.

Das Auflageprojekt wird diesen Dezember beim Bundesamt für Verkehr, welches das Projekt bewilligen muss, eingereicht. Die Verträglichkeit mit dem UNESCO-Status wurde abgeklärt und ein Masterplan zur Wahrung des historischen Erbes mit der kantonalen Denkmalpflege und dem Bundesamt für Kultur erarbeitet. «Das Projekt wird umwelttechnisch begleitet, geplant ist zum Beispiel eine Renaturierung des Beverins neben dem Bahndamm bei Spinas», sagte der Projektverantwortliche Paul Loser am Freitag.

Sprengvortrieb von beiden Seiten
Laut Loser ist ein Sprengvortrieb von beiden Portalen aus (Nordportal Preda und Südportal Spinas) vorgesehen. 250’000 Kubikmeter Material müssen aus dem Berg geholt werden, wobei je die Hälfte davon (125’000 Kubikmeter) von Spinas bzw. Preda her gesprengt wird. Die Deponie für das Aushubmaterial kommt in Preda bei «Las Piazettas» zu stehen. Ebenfalls bei Preda wird ein Zwischenlager für Schotter und Kiessand eingerichtet. Dieses Material kann für den Tunnelbau und andere Baustellen der RhB wiederverwendet werden. Der Baubetrieb soll als Durchlaufbetrieb (Tag und Nacht) mit einer Winterpause erfolgen.

Auch die Bahnhöfe in Preda und Spinas werden umgestaltet. In Preda wird ein behindertengerechter Ausbau mit Mittelperron, Personenunterführung und einem «Schlittelgleis» erstellt. Zudem wird das Portal neu gestaltet und ein Dienstgebäude errichtet. In Spinas wird ebenfalls ein behindertengerechter Ausbau angestrebt und das Portal neu gestaltet. Für den Tunnelbetrieb wird ebenfalls ein neues Dienstgebäude erstellt. Die Beverinbrücke, die am Ende ihrer Lebensdauer ist, wird durch eine neue Stahlkonstruktion ersetzt. Der Bahnhof wird von 250 auf 400 Meter verlängert.

Asphaltstrasse im Val Bever
Der Baustellenverkehr bewegt sich laut Loser vor allem zwischen Spinas und Preda, allzu viele Lastwagen sollten seiner Einschätzung nach deshalb nicht durch das Val Bever fahren. Wo das Baupersonal (60 bis 80 Personen) untergebracht wird, sei noch unklar. «Möglich ist ein Barackendorf im Bereich der Installationsumgebung», so Loser. Das entscheide aber die zuständige Bauunternehmung.

Ein Teil des Baustellenverkehrs fährt trotzdem durch das Val Bever, darum wird die Verkehrsführung angepasst. Die Strasse südlich des Inns (linke Talseite) wird als Zubringer für Lastwagen, Baupersonal, Ereignisdienste und Kutschen genutzt. Die Strasse auf der rechten Talseite ist Touristen und Bikern vorbehalten. Während der Bauzeit wird der gesamte Zubringer asphaltiert. «Nach dem Neubau wird der Bereich zwischen Bauplatz und Baustelle wieder als Naturstrasse zurückgebaut, der erste Teil von Bever zum Sägeplatz bleibt asphaltiert», sagte der Projektleiter. Zudem werden beide Strassen ausgebaut, die «Baustellenstrasse» auf 3,6 Meter, die «Fussgängerstrasse» auf 2,4 Meter Breite. Letztere wird vergrössert, damit sich Biker und Wanderer problemlos kreuzen können.

So ein Jahrhundertbau habe viele Chancen, auch für den Tourismus, meinte Loser. «Es ist gut möglich, dass durch die mediale Präsenz von Bever und des Albulatunnels Touristen angezogen werden», nannte er mögliche Vorteile. Das Restaurant Spinas wird während den Bauarbeiten offen bleiben, sagte Gemeindepräsidentin Ladina Meyer. Auch die Renaturierung der Auenlandschaft bei Spinas bedeute eine Aufwertung des Naherholungsgebiets, zeigte sich Meyer überzeugt.
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