Die zwei Ziegenböcke im Rathaus von Poznan – Polen

Heute Sonntag beginnt hier der Tag mit leichtem Regen. Gegen 1000 Uhr scheint es aufzuhellen und wir ziehen los, natürlich mit dem Tram für zwei Zloty (Fr. 0.50) um in die Altstadt zu fahren. Schliesslich wollen auch wir das Schauspiel mit den Geissböcken am oder im Rathaus nicht verpassen.

Heute versammeln sich wiederum sehr viele Neugierge – wie bei einer Demo – auf dem alten Marktplatz vor dem Rathaus in Poznan, wo genau um 12 Uhr oberhalb der Rathaus-Uhr zwei Türchen aufgehen, zwei weisse Geissböcke erscheinen und zum Klang der Glocken und Posaunen ihre Köpfe gegeneinander schlagen.

Mir ist nicht bekannt, ob anderswo „Politiker eben so vielen öffentlichen Applaus“ erhalten, wenn sie sich die „Köpfe blutig“ schlagen?

Ausgerechnet der Tessiner-Architekt Giovanni Battista di Quadro aus Lugano erhielt 1550 den Auftrag mit dem Umbau des Rathauses in Poznan zu beginnen. Dachte er vielleicht schon damals daran, dass dereinst hier Politiker regieren könnten die bei politischen Debatten wie Geissböcke ihre Köpfe gegeneinander schlagen könnten. Wir wissen es nicht?

Uebrigens, das Rathaus von Potznan (deutsch Posen) wurde zum schönsten Renaissance-Bauwerk nördlich der Alpen 1553 um ein Stockwerk erhöht und mit einer dreigeschossigen Loggia zusätzlich geschmückt.

Danach spazieren wir weiter zu einer der schönsten Barockkirchen Polen’s . Es ist die Kirche des hl. Stanislaus – Stadtpfarrkirche; wo gerade ein Gottesdienst stattfindet.

Die Orgel mit seinen 2‘600 Pfeifen ergibt eine fantastische Akustik und übertönt nicht nur die kreischenden Kleinkinder in der Kirche sondern auch den Gärprozess im eben so langen Keller wie das Kirchenschiff.

Im nebenan befindlichen Jesuitenkolleg aus dem Jahre 1571 hauste 1806 drei Wochen lang Napoleon und ein Chronist schrieb damals, Poznan sei nun die einzige Hauptstadt der Welt.

Auch in den vielen bunten Giebelhäusern neben dem Rathaus florierte das kaufmännische Leben, wobei man im 16. Jh. mit Fischen, Kerzen und Salz handelte.

Gegen 1330 Uhr machte sich bei uns der Hunger bemerkbar und wir setzten uns in ein Strassenrestaurant. Bei live gespielter Jazzmusik und richtigem Abstand bestellten wir ein „Wienerschnitzel a la polonaise“. Das ist primär ein doppellagiger, grosser Schnitzelteller und noch einen grösseren Teller mit Kartoffeln, Gurken und allerhand Salaten. Dazu bestellte Heidy ein Glas Wein und ich ein Bier.

In Heidy’s Glas gefüllt mit gefrorenen Himbeeren, Eiswürfeln und dazwischen Wein versuchte sie den Wein mit dem „Rörli“ zu trinken.

Ergebnis: Zurück blieb eine Eisschicht und darunter die sehr guten Himbeeren sowie eine leicht beschwipste „Adelheid“.

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Senior Projektleiter mit Freude am Sport
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