Einkaufen im Weiler „Pendueles“ an der Costa Verde

Heute ist Samstag, 18. April 2015 und nach ein paar Tagen ohne Nachschub ist unsere Camping-Küche an Frischwaren ausgeschossen. Nachschub muss her und zwar „per Pedes“, denn diesen wunderbaren Platz mit sehr steiler Zufahrt wollen wir nur einmal verlassen. Und zwar nächsten Montag.

CampingPer Zufall erfährt Heidy bei ihren Streifzügen in der näheren Umgebung von einem spanischen Ehepaar über eine Einkaufsmöglichkeit in einem Weiler ganz in der Nähe. Er soll nur 20 Minuten von hier liegen. Sie aber würden bei jedem Einkauf etwa zwei Stunden benötigen. Auf dem Weg seien jedoch auch Hunde zu passieren die Probleme bereiten könnten. Von spanischen Stieren und wilden Mutterkühen war nicht die Rede. Alles gemäss spanischer Uebersetzung ohne Spanisch dafür mit italienischen Gesten und Bündner Beharrlichkeit.

Es ist kurz nach 1000 Uhr als ich mich alleine mit leerem Rucksack in östlicher Richtung aufmache. Gemäss GPS „OSMand+“ soll es anfänglich aufwärts und dann der Küste entlang Richtung „Pendueles“ gehen. Als ich längst ausser Sichtweite des Campingplatzes bin, sehe ich gerade noch wie ein Bauer von einer Weide mit seinem Traktor losfährt, die er offensichtlich mit seinen spanischen Stieren und nicht immer pflegeleichten Mutterkühen bestückt hat. Tapfer schreite ich den Weg weiter doch der Bauer – mit dem ich eigentlich mitfahren wollte – ist längst hinter der nächsten Kuppe verschwunden.

Mit innerer Spannung schreite ich also der Weide und den Tieren entgegen. Ein Auge immer auf die spanischen Tiere mit ihren senkrecht in die Höhe gerichteten Hörner und das andere Auge auf wenigen, möglichen Fluchtpunkte gerichtet mit wenigen Metern Abstand an den furchteinflössenden dunkelschwarzen Ungetümen vorbei.

Dabei beobachtete ich alle Tiere haargenau und fühlte mich beinahe wie ein kleiner Torrero in der spanischen Stierkampf-Arena. Doch kein einziger Stier scharrte mit den Klauen, senkte aber dennoch hie und da seinen Kopf? Aber nur um einen Büschel frischen Gras zu fressen.

Ich glaubte das Schlimmste überstanden zu haben als mich anfangs der ersten Häuser ein lautes Gegacker und Güggelgekrähe aus meinem „Wanderschlaf“ aufweckte. Offenbar waren – gut abgedeckt von Zaun und Sichtschutz – ein veritabler Hühnerhof zugegen den ich völlig übersehen hatte. Kein Hund sprang hervor aber wahrscheinlich meine Tritte haben die Hühner erschreckt und damit wurde ich auf diese erst aufmerksam.

Der angekündigte „Wadenbeisser-Hund“ war dagegen eher harmlos. Freilaufend kam er mir zwar entgegen, kehrt allerdings bald wieder ohne bellen nach Hause zurück als ich noch mit leerem Rucksack daherkam.

Bald näherte ich mich der einzigen, befahrbaren Strasse. Mein Blick nach links und rechts von der Einmündung aus besagte mir, dass linksseitig mit einer Cola- und SevenUp-Reklame eher mit einer Einkaufsmöglichkeit zu rechnen war als rechts. Rechts deutete ein Wirtshaus-Schild auf eine Beiz hin.

Ich entschied mich also für links und beim Nähertreten bemerkte ich einen mit „Mercato“ beschrifteten Krämerladen. Kartoffeln, Tomaten, Birnen, Mandarinen, Spagetti mit Tomatensauce sowie abgepackte Saucisson (Compagno Asturiano – Desde 1902) mit gekochtem Speck waren für heute das Richtige für mich. Kostenpunkt Euro 11.70.

Vom Erfolg gestärkt trat ich nun die Rückreise an und marschierte die mit hohen Mauern begrenzte Dorfgasse im zügigen Schritt auf- und damit heimwärts. Dabei waren alle Bedenken wegen bissigen Hunden und spanischen Stieren auf dem nun mit GR9 beschrifteten Pilgerweg wie verflogen. Keine Bedenken mehr wegen Mutterkühen oder gackernden Güggeln, schliesslich ist der Rucksack jetzt voll und das Wochenende gerettet.

Folklore von Llanes: Pericote de Llanes

Über muck

Senior Projektleiter mit Freude am Sport
Dieser Beitrag wurde unter Reisen, Spanien, Spanien Reiseberichte abgelegt und mit , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.