Abdankungen von Lory Reber-Walter und Hulda Meier (geborene Maier)

Die Kalenderwoche 7 vom Februar 2015 war für uns gleich mit zwei traurigen Ereignissen verbunden. Am 10.2.2015 verstarb meine beinahe 105jährige Tante Hulda Meier väterlicherseits und gleichentags auch noch unsere liebe Campingfreundin Lory.

Gestern Dienstag fand nun die Abdankung von Lory Reber-Walter im Kirchgemeindehaus von Meinisberg/BE und morgen Donnerstag die Abdankung unserer 1910 geborenen Hulda in Zürich statt.

LoryLory war mit Fritz verheiratet und hatte zwei Kinder. Sie wuchs als Einzelkind in der Uhrenstadt Biel auf und wohnte anschliessend lange Jahre im ländlichen Meinisberg. Als wir Lory etwa 2003 in Zernez als unsere Campingnachbarn kennen lernen durften, schlossen wir die immer fröhliche Lory sofort in unser Herz ein. Nie sprach sie von ihrer unheilbaren Krebs-Erkrankung welche ihr damals bekannt war.

Zwischendurch wurde ihr von der Aerzten gar die Prognose verkündet, dass sie mit ihrem Optimusmus diesen besiegt habe. Ab etwa 2010 stand jedoch fest, dass sich die Götter in Weiss geirrt haben und sie nun mit Bestrahlung und Chemo diesem unerbittlichen Krebs zu Leibe rücken müsse. Auch nach diesem langjährigen Lebenskampf den sie nun endgültig verloren hat, war Lory für uns immer die frohen Mutes agierende Ehe-Partnerin, Mutter und Grossmutter.

Etwa zehn Campingfreunde aus der Zernezer-Zeit waren an der Abdankung im vollen Kirchgemeindehaus im Berner Aareland dabei, als der Pfarrer auch die sozial wirkende Lory würdigte und ihr nochmals mit einem musikalischen Ave-Maria, einem schottischen Dudelsackstück und dem Hit „And the birds were singing“ von Alain Morisod verabschiedete.


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Die längste Zeit in ihrem erfüllten Leben diente Hulda, geborene Maier 1910 als Kind anfänglich ihrer Mutter Wilhelmina Maier-Freund, dann als älteste Schwester auch den übrigen 9 Kindern in der Familie und schliesslich von 1939 bis 1970 ihren ehrenwerten Gästen im alkoholfreien Restaurant Grüner Heinrich in Zürich mit seinem grossen Carigiet Wandgemälde von Seldwila.

Im Familien-Büchlein vom 9. September des Johann Friedrich Maier, von Altstätten (Ob. Lüchingen), geb. 22. Oktober 1873, war er Sohn des Johannes Maier und der Katharina, geb. Haltiner. Johann Friedrich Maier heiratete am 9. September 1903 Wilhelmine Freund, des Jakob und der Elisabeth, geb. Kuster.


Das Ehepaar hatte zwischen 1903 und 1922 insgesamt 9 Kinder. Drei Mädchen und sechs Knaben wovon das 8. geborene Kind im Alter von 2 Jahren starb.

Johann Friedrich Maier war Landwirt und wohnte an seinem Heimatort in Ob. Lüchingen. Heute würde man seinen Hof mit Ochsen und den paar Kühen als Kleinbauern–Betrieb bezeichnen. Immerhin bewirtschaftete er hinter seinem Wohnhaus eine mit Mostobstbäumen durch setzte Weide für sein Grossvieh und im Riet draussen noch weitere Wiesen und Aecker.

In meinen Schulferien konnte ich noch miterleben, wie mein Grossvater zum Morgenessen immer ein „Kacheli“ Kaffee mit Maisriebel trank bezw. ausläufelte bevor wir dann gemeinsam mit Ochs und Leiterwagen ins Riet zu seinen Aeckern fuhren wo Kartoffeln oder Gras geerntet wurden.

Zu dieser Zeit hatten meine Grosseltern im Keller noch einen Webstuhl. Wilhelmine Maier-Freund bediente diesen oft um ihren kärglichen Kleinbauernverdienst zu ergänzen. Am 29. März 1955 verstarb Johann Friedrich Maier und am 28. Februar 1968 auch Wilhelmine Maier-Freund.

Für die Familie Maier-Freund war es anfangs des 20. Jahrhunderts nicht immer leicht, all ihre Kinder zu ernähren. So musste mein Vater Ernst bereits als Jugendlicher seine Kost und Logis im Gäzeberg oberhalb Altstätten 1929 selbst verdienen. Auch Hulda fand Arbeit bei einer Familie in der Stadt Basel wo sie schliesslich eine zweijährige Lehre als Saaltochter absolvieren durfte.

Kurz vor dem 2. Weltkrieg kam Hulda auf geheiss ihrer Mutter Wilhelmine wieder nach Hause zurück, weil sie den Grenzort Basel als kriegsgefährdet ansah. Wenige Monate später jedoch wurde Hulda von einem Freund in eine neu eröffnete Gaststätte nach Zürich vermittelt wo sie dann als Gerantin dem alkoholfreien Restaurant bis zu seiner Schliessung 1970 diente. Ihr Chef und Besitzer Herr Blumer des Grünen Heinrich betrieb in diesem Haus ein Verkaufslokal für Luxusauto und sah für diesen Erwerbszweig bereits vor dem Krieg keine Erfolgschancen mehr.

Im Alter von 60 Jahren musste sich Hulda also nochmals neu orientieren und fand dank ihren guten Beziehungen zu ihren Gästen schnell eine Stelle als Datenerfasserin bei der damaligen Bank, der Kreditanstalt.

Damit fand Hulda Meier’s Erwebsleben ein Ende. Dank ihren langjährigen Bekanntschaften welche oft auch zu Freunden wurden zeichnete ihre gute Vernetzbarkeit aus. Die Nähe zu Vater Ernst Attinger in der Alterswohnung Wildbach an der Inselhofstrasse in Zürich führte schliesslich im hohen Alter Hulda dazu, wo ihre Stärke in ihrem ganzen Leben lag; beim Dienen.

Im Jahre 2005 wurde Hulda bekannt, dass ihre in die Jahre gekommene Alterswohnung Wildbach einer Total-Renovation bevorstand. Weil damit diese Bleibe für alle temporär nicht mehr zur Verfügung stand, suchte sich Hulda selbständig eine für ihr Alter von 96 Jahren geeignetes neues zu Hause. Damals meinte Hulda, es sei eben besser, wenn sie mit dem Wechsel ins Altersheim diesen Schritt jetzt vollziehe und nicht an eine mögliche Rückkehr in die renovierte Alterswohnung Wildbach denke. Viele ihrer dortigen Freunde seien bereits verschieden und es gebe eben immer weniger Bekannte für sie. Auch sei es eben Zeit „zu gehen“.

Im Altersheim Neumünster an der Minervastrasse 144 fand Hulda schliesslich ihr neues zu Hause, wo sie nach etwa 8 Jahren Aufenthalt im Altersheim (davon etwa 2 Jahren in der Pflegeabteilung) friedlich einschlafen durfte. Anfangs Februar 2015 tat Hulda kund, es sei nun endgültig Zeit zu gehen und verweigerte gar die Nahrungsaufnahme. Etwa eine Woche später, am Dienstag, 10. Februar 2015 hatte sie es geschafft.

Hulda-PflegiRückblickend betrachtet lebte Hulda Meier ein erfülltes Leben, das vorwiegende aus Dienen bestand. Ob sie allerdings dabei auch ihre Bedürfnisse von Liebe zu Befriedigung im Stande war, wissen wir nicht. Jedenfalls hatte sie nur wenige Male Zeit zum Besuch ihres Bruders Ernst und seiner Familie. Die Nähe zu ihrer verheirateten Schwester Ida Linder-Meier pflegte sie jedoch ununterbrochen. Zahlreiche erhaltene Fotos zeigen dies deutlich auf.

Während den beinahe 105 Jahren erlebte die Tochter von Wilhelm Friedrich Maier eine aufregende Zeit in denen zwei mehrjährige Weltkriege vorbei zogen und sich die Welt markant verändert hat. Wann und warum sich die Schreibweise des Familiennamen Maier in Meier umwandelte werden wir nie erfahren, den mein 1913 geborener Vater hat sich schon so geschrieben und von keinem seiner Brüder und Schwestern habe ich bis dato etwas anderes vernommen.

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Senior Projektleiter mit Freude am Sport
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