Sturm am Atlantik

Bereits auf Achill Island hat sich der Sturm angekündigt. Der Barometer an meiner Casio Pro Trek Uhr schnellte auf Meereshöhe von minus 130 Meter Tiefe auf plus 150 Höhe hinauf. Heute ist Montag und schon in der Nacht sind einzelne Tropfen in Keel East auf Achill Island gefallen.

P1000552Auf unserem Weg Richtung Süden wollen wir noch die Halbinsel Connemara besuchen. Bereits in Sichtweite der Partry Mountains beginnt es heftig zu regnen und hinter der Munturk Montains auch noch zu stürmen. Wir wissen, dass diese gut 700 Meter hohen Berge vielfach von Fallwinden heimgesucht werden und auch im Führer haben wir gelesen, dass Connemara nicht gerade bekannt für ständig schönes Wetter ist.

Als wir dann etwa gegen 1700 Uhr auf dem Campingplatz von Gowlaun direkt am Atlantik eintreffen hat der Wind an Fahrt aufgenomen. Ein Holländer ist derzeit der einzige Gast auf dem Platz und hat sich zuoberst auf einem Hügel mit seinem Camper die wunderbare Sicht auf die Sandstrände und die Delfine gesichert. Obwohl dort oben an exponierter Stelle noch ein Standplatz frei wäre, entschliessen wir uns an einer geschützten Stelle in der Mulde vor der Felskuppe aufzustellen. Einerseits wollen wir unserem Camper die steile Auffahrt nicht zumuten und andererseits müssen wir ja von dort oben irgendwann wieder runter kommen. Sicherlich nicht Richtung Meer über die Steilklippen sondern eben Richtung Land über das möglicherweise dann nasse und rutschige Grasterrain.

Kaum hatte Heidy noch mit einer Mutter – welche mit ihrem Enkelkind im Kinderwagen im feinen Sand spazieren ging – ihren Abendspaziergang nach einer angenehmen Diskussion abgeschlossen, begann es heftig zu winden. Nun wünschte sie sich einen möglichst kurzen Heimweg aber leider führte dieser wiederum über den Hügel hinweg. Es stürmte schon ordentlich stark und sie kam diesmal noch mehr oder wenig trocken nach Hause. Nach dem die Platzwartin noch ihre Euro 18.- eingezogen hatte, verspürten beide gegen 2100 Uhr noch Lust auf etwas Warmes. Spagetti an einer Carbonarasauce schien uns gerade das Richtige zu sein. Der kühlende Regen und vor allem der Wind kam uns die Wärme im Magen und im Camper recht willkommen vor.

Es rüttelte schon recht kräftig am Camper und das Spaghettiwasser im Topf sprudelte ordentlich als es noch nicht kochte. Da half nur noch die notwendige Luftdruckerhöhung auf der Hinterachse diesem Phänomen ein wenig zu mindern. Auch konnten wir uns vorstellen, dass die Versteifung des Campers unter dem Schlafabteil die vorauszusehende „Seekrankheit“ etwas Verminderung bringen könnte.

Kaum hatten wir uns zu Bett gelegt, nahm der Wind weiter zu und es klatschte hörbar mit nicht zu wenig Wasser auf unser Camperdach. Daneben pfiff der Wind kräftig durch unsere Reeling und gleichzeitig schaukelte das Bett unsanft hin und her. Der Sturm hat seine volle Kraft entfaltet. Im Camper war selbst ein Gespräch nicht mehr vernehmbar, weil die Natur ein solches Lärmspektakel vollführte.

P1000562Nach etwa einer halben Stunde hatte Heidy genug vom Höllenlärm. Sie schützte ihre Ohren mit Lärmpfropfen doch an Schlaf war auch so nicht zu denken. Es schaukelte und schaukelte noch immer und niemand mehr wollte sich nach draussen wagen um beispielsweise die hinteren Stützen herunter zu kurbeln. Vielleicht hätte die „Kurbelei“ noch etwas gebracht doch bei diesem Wetter?

Die ganze Nacht ging es so weiter und beide stellten am Morgen fest, dass dies die „schlechteste Nacht“ auf Irland gewesen war. Jedenfalls verliessen wir gegen 0900 Uhr diesen Ort nicht wegen dessen landschaftlicher Schönheit sondern wegen dessen Witterung. Man lebt auf Irland eben auf einer Insel und da ist es nicht immer nur gemütlich, besonders wenn‘s stürmt am Atlantik.

Über muck

Senior Projektleiter mit Freude am Sport
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