„Schwarze Löcher“ welche die Welt verändern könnten?

Geld Fr. 50.- bis 100.-WikiLeaks, VatiLeaks, Vroniplag und Offshore-Leaks – die Enthüllungen der Whistleblower bringen die Menschheit langsam aber sicher weiter.

Das neue schwarze Loch heisst also Offshore-Leaks. Es ist das bisher grösste Datenleck in der Geschichte des 21. Jahrhunderts und damit grösser als Cablegate, das Wikileaks 2010 veröffentlichte. 120‘000 Briefkastenfirmen und Offshore-Konten in 170 Ländern und die Namen von 130‘000 Personen sind bekannt, nachdem 86 Journalisten in 46 Ländern 15 Monate lang recherchiert hatten. Es stellt sich die Frage: Wird sich dadurch etwas verändern?

Auf den Tag gesehen mag sich so schnell nichts Grundlegendes tun. Staatsanwälte werden ermitteln, Politiker hitzige Debatten führen über Steueroasen. Doch langfristig wird diese gigantische Enthüllung hoffentlich dazu beitragen die Welt zu verändern und gerechter zu machen.
Wie schon WikiLeaks, VatiLeaks und Plattformen wie Vroniplag ist Offshore-Leaks ein gewaltiger Transparenzschub welcher die Durchsichtigkeit der Dinge schafft und die Voraussetzung für die Bildung von Bewusstsein ist. Noch ist nicht absehbar, wann und in welcher Form sich dieses gesellschaftlich äussern wird. Es ist jedoch zu vermuten, dass es zu einer gerechteren Welt führen wird, denn Erkenntnis hat eine Nähe zum Guten.

WikiLeaks hat die Gräuel des Krieges offenbart jenseits von „eingebettetem Journalismus“ und dem Propagandamaterial der kriegsbeteiligten Parteien. Die durchgesteckten Bilder aus dem Irakkrieg mögen zur Kriegsmüdigkeit der amerikanischen Bevölkerung beigetragen haben.

WikiLeaks-Chef Julian Assange und der Rekrut Bradley Manning, der das Material geliefert haben soll, wurden von den einen für den Nobelpreis vorgeschlagen. Von der anderen Seite wird Manning strafrechtlich verfolgt und Assange als persona non grata geächtet. Allein das zeigt, wie sehr sie Gesellschaften aufgerüttelt haben.

VatiLeaks hat das katholische Imperium erschüttert. Der oberste Chef einer 2.000 Jahre alten und mehr als eine Milliarde Menschen umfassenden Institution hat völlig entgegen den Gepflogenheiten seinen Rücktritt erklärt, was darauf zurückzuführen ist, dass die skandalösen Zustände im repräsentativen und administrativen Zentrum der Kirche öffentlich geworden sind und dadurch der Druck nach innen gewachsen war. VatiLeaks kann mit dazu geführt haben, dass ein neuer Papst gewählt wurde welcher sich bescheiden gibt, sich den Armen zuwendet und den Apparat hoffentlich reformieren will.

Vroniplag und andere haben einen Teil der Schummler und Blender im akademischen Betrieb entlarvt. Die Plattform hat dazu beitragen, dass unlauter erworbene Doktortitel aberkannt wurden. Und es hat den kathartischen Effekt, dass wissenschaftliches Arbeiten wieder im Dienste von Forschung und Lehre steht statt in der persönlichen Eitelkeit.

Einen ähnlich reinigenden Effekt hatte die blosse Übergabe von Steuer-CDs aus der Schweiz an deutsche Finanzbehörden, notabene ohne dass Namen öffentlich geworden wären. Die Angst vor Strafe hat zu einer hohen Zahl von Selbstanzeigen geführt und zu ordentlichen Summen in den Staatskassen.

Und so funktionieren die Tricks der Superreichen:

  • Zunächst einmal sollte man jemanden kennen, der einem den Kontakt zu einem Anwalt, einem Steuerberater oder einer Bank mit Verbindungen nach Übersee vermitteln kann.
  • Der Anwalt oder die Bank nimmt Kontakt zu einem Unternehmen auf, das sich auf die Gründung von Briefkastenfirmen bzw. Trusts spezialisiert hat. Im Fall der „Offshore-Leaks“ sind das zwei Unternehmen, deren Tausende Datensätze nun öffentlich wurden, wie die „Süddeutsche Zeitung“ schreibt: Portcullis Trustnet (PTN) und Commonwealth Trust Limited (CTL).
  • Einen Trust gründen Millionäre, die ein grosses Vermögen im Ausland anonym lagern wollen. Eine Briefkastenfirma wird meist für dubiose Geschäfte verwendet.
  • Die Zutaten für eine Briefkastenfirma: ein echter Chef (stiller Eigentümer) und ein falscher Chef (Scheindirektor), ein Kurier
  • Der Scheindirektor unterschreibt drei Dokumente:
  • die Zusicherung, den Anweisungen des Chefs zu folgen und keine Ansprüche geltend zu machen,
  • eine Vollmacht, die den echten Chef zum De-facto-Geschäftsführer macht,
  • eine undatierte Rücktrittserklärung, damit der echte Chef den falschen notfalls rückwirkend loswird.
  • Der Kurier bringt von Zeit zu Zeit Dokumente ins Steuerparadies, die der Scheindirektor für den echten Chef unterschreibt. Bezahlt werden die falschen Chefs pro Unterschrift – dafür unterschreiben sie auch alles, was man ihnen vorlegt.

Über muck

Senior Projektleiter mit Freude am Sport
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