Die Krux von tiefen Kapital-Zinsen

Anleihezinsen im Sinkflug

Anleihezinsen im Sinkflug

Seit Herbst 2008 als allgemein die Angst vor einem möglichen Kollaps des weltweiten Finanzsystems umging drehten alle den Geldhahn auf. Und seither haben sich die Zinsen nur noch in eine Richtung bewegt. Nach unten!

Von dieser Entwicklung profitiert aber nur, wer Schulden hat. Und wer noch keine hat der verschuldet sich massiv wie beispielsweise Staaten, welche trotz Sparbemühungen die Staatsschulden von Industrieländern in der gleichen Periode von 80 bis weit über 130 % des Bruttoinlandproduktes erhöhten. Und eben diese Staaten könnten sich eine Erhöhung der Zinsen heute nicht mehr leisten, weil sich die Verschuldungsspirale beschleunigen und die Gefahr einer Zahlungsunfähigkeit provozieren würde.

Eine Zinserhöhung würde auch massive Vermögensverschiebungen zwischen den Banken mit kaum abschätzbaren Gegenparteirisiken auslösen, würden beispielsweise die ausserbörslich emittierten Zinsswaps im Wert von ungefähr 20‘000 Milliarden Dollar gehandelt. Keine Regierung, keine Zentralbank und auch keine Aufsichtsbehörde sucht dieses Risiko. Durch ein Netz regulatorischer Vorschriften drängt man stattdessen die institutioneller Anleger wie Pensionskassen oder Versicherungen dazu, zum Kauf von angeblich so sicheren Staatsanleihen zu greifen.

Nur – eine Kapitalverzinsung von null bedeutet auf der anderen Seite aber auch, dass sich der Aufbau eines Kapitalstockes nicht lohnt. Die Leute ziehen es vor Geld auszugeben statt zu sparen weil sich Investitionen ja nicht mehr rentieren. Eine Gesellschaft die so reagiert hat keine Zukunft mehr oder die nachfolgende Generation ist ihr gleichgültig. Ein Zins von null bedeutet damit ein sozialökonomisches „no future“. Dass unter diesen Voraussetzungen ein kapitalgedecktes Vorsorgesystem versagt, ist nicht erstaunlich. Schliesslich bleibt nur noch die Hoffnung auf ein mögliches „Gnadenbrot“ oder die Vernunft von zukünftigen Generationen.

Mit einer Niederlassung in Singapur ab Mitte 2013 betritt die Schweizerische Nationalbank Neuland. Mehr Nähe zu Analysten und Regierungen in Asien ist ein Grund. Dazu kommen die verschobenen Handelszeiten, die bei der Verteidigung des Franken-Euro-Kurses auch schon Probleme machten.

Über muck

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