1812 – Napoleons Feldzug in Russland

1812 ist die Geschichte davon, wie der mächtigste Mann der Welt mit der grössten Armee aller Zeiten seinem Untergang begegnet. Die Höllenfahrt der Grande Armee in den eisigen Weiten Russlands war nicht nur eine beispiellose Katastrophe sondern auch eine jede Vorstellungkraft sprengende menschliche Tragödie. Bis heute lebt die Erinnerung an den Schrecken und des Wahnsinns dieses Feldzuges fort, mit dem Napoleon Bonaparte seine Herrschaft über Europa verspielte. Leo Tolstoj hat die dramatischen Ereignisses jenen Jahres zum wohl berühmtesten Roman der Weltliteratur „Krieg und Frieden“ inspiriert.

Adam Zamoyski schildert in seinem brilliant recherchierten und geschriebenen Buch was damals geschah. Er lässt uns teilhaben an den Überlegungen und Entscheidungen Napoleon und Alexanders und der militärischen Führer auf beiden Seiten. Er schildert den Verlauf der Invasion, das Katz und Maus Spiel der Strategen, die unheimlichen Tage im eroberten, aber brennenden Moskau, das Brüten des Empereurs der seinen herannahenden Ruin erahnt den unfassbar grauenvollen Rückug. Vor allem erzählt er mit einer literarischen Intensität vom Schicksahl der einfachen Soldaten, die einem beim Lesen schier das Herz zerreisst und dieses Buch in den Rang eines miltärhistorischen Meisterwerks erhebt.

Die Schweiz war damals kein freies Land. Sie wurde von Frankreich kontrolliert und fremdbestimmt. Seit dem Ende der Unabhängigkeit 1798 mussten tausende junger Schweizer in der französischen Armee dienen. 12‘000 Soldaten muss die Schweiz stellen für Napoleons irrsinniges Russlandabenteuer.

Ausgehungert und erschöpft erreicht die geschlagene Armee die Beresina. Das letzte grosse Hindernis auf dem Weg zurück. Der Fluss hat keine Brücken. Die Kolonnen stauen sich am Ufer. Holländische Pioniere arbeiten im eiskalten Wasser am Brückenschlag. Russische Artillerie schlägt in die Reihen. Kosaken greifen an. Immer wieder kommt Panik auf. Wer sich nicht auf den Beinen halten kann, wird von den Nachdrängenden zertreten. Fuhrwerke, Pferde und Menschen fallen in den Fluss und ertrinken.

Die Schweizer Truppen erhalten den Befehl, den Brückenkopf zu halten und so den Rückzug zu decken. Wenn man soldatische Tapferkeit beschreiben will, dann sagt man: „Sie haben gekämpft bis zur letzten Patrone“. Das kann man von den Schweizern an der Beresina nicht sagen. Denn als sie zum Gefecht antreten, da haben die meisten schon keine Patronen mehr. Sie wehren die schnellen Angriffe der berittenen Kosaken mit dem Bajonett ab. Von den 1300 Schweizer Soldaten treten nach der Schlacht noch etwa 300 zum Appell an.

Der 27jährige Albrecht Muralt, Schweizer Oberlieutenant beim 5. Bayerischen Chevaulegers Regiment verzeichnete den totalen Verlust seiner Kavallerie. Er war auch überzeugt davon, dass Offiziere wegen ihrer Disziplin eher eine Ueberlebenschance hatten als Soldaten. Nur dank dem immer wieder Ausleihen seines Kochtopfes gegen Abgabe von etwas Essbarem konnte er schliesslich überleben.

Wenn ich zum Schluss komme, dass die Politik in den letzten zweihundert Jahren nicht viel dazu gelernt hat dann nur so viel:
1. Die Anliegen und Bedürfnisse des Volkes werden nach wie vor ignoriert. Die classe politique steht über ihr. Die politische Elite scheint abgehoben und misstraut dem Volk grundsätzlich. Jede Abstimmung wird so lange verzögert oder wiederholt bis sie der herrschenden Elite passt. Dies führt zu einer Entfremdung des einfachen Bürgers.

 2. Es gibt im Inland Anpasser und Euphoriker. Diese lassen sich von hehren Worten und glänzenden Visionen blenden. Ihre Heimat empfinden sie als zu klein, zu unbedeutend, zu altmodisch und zu dumm.

 3. Die politische Führung wird mit immer neuen rabiaten und dreisten Forderungen aus dem Ausland konfrontiert. Sie glaubt, durch Nachgeben die Gegenseite zufriedenstellen zu können. Damit opfert sie schrittweise die Souveränität und Freiheit des Landes.

Über muck

Senior Projektleiter mit Freude am Sport
Dieser Beitrag wurde unter Geschichte, Schweiz abgelegt und mit , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.