Südküste Albanien von Sarande über Kukave, Himare, Dhermi, Rhadime, Kanine nach Vlore

Heute sind wir froh die albanische Hotelanlage unter polnischer Führung verlassen zu dürfen. Das Fest zur dreimonatigen Verwaltung ist für uns doch etwas laut ausgefallen. Auch das Jaulen von streunenden Hunden in Sarande zusammen mit halbfertigen Bauten, Strassen etc. hat uns zur Weiterfahrt bewogen. Ueberhaupt wird hier nie etwas fertig gemacht. Nur die 50 cm Ratte am Boulevard war „ganz fertig“. Der Gestank hat bei Heidy beinahe den Magen gekehrt.

Wir verlassen also gegen 08.30 Uhr bei schönstem Wetter Sarande und fahren auf einer gelben Strecke Richtung Norden. Von Dhermi aus ist die Strecke rot eingezeichnet, sollte also besser werden. Doch davon haben wir nichts gemerkt.

In den Dörfern herrscht überall Freundlichkeit und dörfliche Idylle. Hausschweine, Ziegen und viele Esel sind an der Ueberzahl. Die Berg und Talfahrt lässt uns höchstens eine Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 20 km/h aufkommen weil man nie weiss, ob hinter der nächsten Kurve Kühe inmitten der Fahrbahn liegen oder eine ganze Ziegenherde einem die Weiterfahrt verunmöglicht. Kommt hinzu, dass das vortägige Unwetter an manchen Stellen die Strasse verschüttet hat und sonst ein Stück davon seit längerem fehlt.

Wieder einmal versperrt uns eine grosse, herrenlose Ziegenherde den Weg. Offenbar herrscht hier albanische Demokratie. Die grössten und schönsten Böcke geben den Ton an. Wir müssen anhalten, doch bereits wird hinter uns gehubt. Der Bock am Steuer des albanischen Mercedes gibt einfach Gas und überholt uns so, dass die kleinen Zicken nur so davon stieben. Mit den grösseren Böcken will aber auch er nichts zu tun haben. Wir möchten diese Situation für die Nachwelt festhalten doch gerade jetzt ist die Batterie am Fotoapparat out. Heidy hat vorgängig die anderen Sauen, Rindviecher, Esel und Hühner immer wieder fotografiert und damit die schönsten Böcke von Albanien verpasst.

Bei einem kleinen Dorfladen kaufen wir ein geschnittenes Kilo Brot für Lek 100.- ein. De Verkäufer macht vor Heidy gar eine königliche Verbeugung ums sich zu bedanken. Wenig später entdecken wir eine offene Post. Sollten wir nicht unsere längst geschriebenen Karten endlich einmal abschicken. Doch, nachdem in der Stadt von Sarande selbst 4 Sterne Hotels uns nicht weiterhelfen konnten versuchen wir es doch einmal hier.
Schon ist Heidy in der Post verschwunden. Sie will zwar nur Karten nach Europa abschicken, doch es dauert eine ganze Weile. Zeit für mich also zu fotografieren.

Erstens einmal das Schild der Post um zu beweisen, wo wir die Karten aufgegeben hätten falls diese nicht ankommen sollten. Dann sehe ich einen struppigen Esel die Strasse runterkommen. Kein Begleiter einfach nur ein selbständiger Esel. Dann ein Zweiter und schliesslich möchte ich auch nicht verpassen, wenn Heidy die Post wieder verlässt. Klick, klick, klick und nochmal klick von mir – auch selbständig – kein Esel aber doch in Albanien.

Heidy ist begeistert von der albanischen Pöstlerin. Sehr freundlich und der Kundin wird sofort die volle Aufmerksamkeit geschenkt. Ohne Tiket zu nehmen kommt man sofort dran. Die CH-Post könnte sich hier ein Vorbild nehmen. Genügend Personal doch die Geschäftsabwicklung scheint mit dem Alltag nichts zu tun zu haben. Nach etwa 15 Minuten und verschiedenen Telefonaten steht der Preis fest. 4 Karten für insgesamt Lek 160.- sowie ein herzliches Dankeschön, ein baldiges Wiedersehen und für das grossartige Geschäft nochmals ein Dankeschön.

Nach Dermi steigt die Strasse von Meereshöhe bis auf etwa 1000 müM in langgezogenen Kurven an. Die Strasse ist auf der anderen Seite eher schlechter als die gelbe Strasse nach Sarande. Die herrliche Aussicht von weit oben und der Nebel erinnern sofort an die Landschaft in der Schweiz. Also wenigsten einmal heimatliche Gefühle in Albanien. Noch steiler geht es auf der anderen Seite wieder runter. Dann kommen die erste Städte oder besser gesagt Dörfer. Orikum, Radime oder Vlore.

Die Hafenstadt Vlore mit Fährhafen nach Brindisi ist besonders schlimm.
Die Strassenverhältnisse und der Verkehr sind schlimmer als wir bisher kannten. Selbst die Eisendeckel der Strassendolen fehlen an manchen Orten. Hier gilt auch in der Stadt und bei Kreiseln. Der von rechts kommende hat Vorfahrt. Es lohnt sich also hier es den öffentlichen Bussen gleich zu tun und möglichst nur im Schritttempo zu fahren. Danach kommt eine provisorische Autobahn , nochmals ein sehr schlechtes Stück Hauptstrasse und dann nach Fier wiederum eine echte Autobahn mit manchen Kreiseln nach Oestereichischem Muster. Voll in den Kreisel und dann drinnen bleiben und nochmals eine Runde drehen.

Ueber Lushnje und Progozhine bis nach Kavaje und dort die Autobahn im rechten Winkel ohne Mittelstreifen zu überqueren. Eigentlich hätten wir nach verpasstem Kampin-Schild auch nur auf der Ueberholspur anhalten können, dort etwas zurücksetzen und Links abbiegen können. Nach unserem Verständnis war dieses Fahrmanöver aber doch etwas zu gefährlich. Lieber das Fahrzeug etwas quer zur Autobahn in einem Vorplatz hinstellen und warten bis auf allen vier Spuren weniger Verkehr zu verzeichnen war. Das Rückwärtsfahren auf der Normalspur war schon gefährlich genug.

Die ersten beiden Fahrspuren bis zur Mitte können wir jetzt also überqueren und durch unser rechtzeitiges Erscheinen auf der Autobahn hinter uns vorbeischleusen. Dann ist es soweit: Die nächsten beiden Spuren sind frei und wir tauchen ab in eine schmale Zufahrtsstrasse zum Kampin Karpen direkt am Adriatischen Meer etwa 25 km südlich von Durres in Albanien.

Über muck

Senior Projektleiter mit Freude am Sport
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