Die Türkei ist „LAUT“ geworden!

In den vergangenen 30 Jahren bereisten wir die Türkei in Abständen zum Dritten mal. Jedesmal bei einer Idividualreise über mindestens 6 Wochen schien es mir, dass sie nun wieder ein bisschen „LAUTER“ geworden sei. Diesmal war sie jedoch unüberhörbar „LAUT“.

In der Alltagskultur changiert bekanntlich die Türkei zwischen zwei Polen: Der Bewahrung von traditionellen Werten und der raschen Übernahme westlicher Lebensstile.

Auch für uns waren die Unterschiede zwischen dem Leben auf dem Lande und in den Städten geradezu ein Schock. Seitdem das System staatlich garantierter Preise aufgegeben wurde, sind die Einkommen der Landbevölkerung ins Bodenlose gefallen. Lehrer in den Städten verdienen immerhin noch etwa Euro 650.- wogegen die Spitzenlöhne in Touristenrestaurants bis über Euro 3000.- liegen. Dass die verarmte Landbevölkerung immer mehr in die Städte drängt ist verständlich.

Darum stellt man heute in der Türkei im wahrsten Sinne des Wortes eine
„Zerrissene Gesellschaft“ fest.

Der Vormarsch islamisch geprägter Einstellungen als verbindendes Glied ist daher unübersehbar. Jährlich werden etwa 1500 neue Moscheen gebaut und die Schulabgänger auf den religiösen Iman Halip Schulen liegt inzwischen bei über 100‘000. Während noch im Jahre 2008 versucht wurde diesen Trend zu unterbrechen und die AKP Partei ihres Führers Erdogan zu verbieten hat Erdogan bei der Abstimmung vom 19. Juni 2011 demokratisch die absolute Mehrheit nur knapp verpasst. Sobald er diese Errungen hat, wird er die Verfassung nach seinem Gutdünken ändern und vermutlich einen islamischen Gottesstaat ausrufen. Notabene ohne weitere Befragung des Volkes.

Die allgegenwärtigen Lautsprechersysteme der Muezine laufen schon heute auf Hochtouren. Zum Tagesanbruch (etwa 0415 Uhr) wird die Bevölkerung zum Gebet gerufen, ebenso etwa um 1345, 1645 und 2045 Uhr. Dazwischen werden aber noch ganze Predigten verlesen (3/4 Stunden) und das in einer Lautstärke, welche auch drinnen ein Weghören schwierig sein dürfte. In Annamur beispielsweise konnten wir miterleben wie wir bis auf 20 Zählen konnten bis das letzte Lautsprechersystem zu unseren Ohren drang. Dies gibt etwa die Leistungsfähigkeit der über 7 Kilometer hörbaren Lautsprecher wieder. Auf dem Burgberg von Bergamon waren die gleichen Ansagen von Bergama mehrfach und verzögert eindeutig durch ein zentrales System zu vernehmen.

Der Umgang mit den islamischen Geboten hat sich in der letzten Dekade sehr stark verändert. Die ständige Benutzung der Lautsprecher auch für nicht religiöse Durchsagen wird zwar die Bevölkerung abstumpfen und schläfrig machen aber es wird für viele ein böses Erwachen geben. Der syrischen Präsident Assad wird vermutlich seinem Freund Erdogan nicht mehr beistehen können genauso wie der Lybische Präsident sein Zelt nicht mehr im Garten der Villa Berlusconi in Rom aufstellen wird.

Unser Umgang mit der Bevölkerung war praktisch ausnahmlos freundlich und zuvorkommend. Eine ältere Muslimin die in Akcakoca das Absperrband in Sichtweite der Polizei zerriss um uns auf der Ehrentribüne Platz anzubieten war sicher nicht typisch, doch die Hilfsbereitschaft bei der Suche noch irgendetwas war immer ehrlich und zweckmässig. Doch auch die Pfiffe eines vielleicht 10 Jährigen an Heidy war für sie zwar lästig doch weil er gelernt hat, dass Frauen generell behandelt werden dürfen wie es einem Mann zusteht vermutlich für ihn als Kind ebenfalls ehrlich gemeint.

Darum hoffe ich auch, dass die europäische Staatengemeinschaft eine homogene Gemeinschaft des Abendlandes bleibt und die Türkei als das angesehen wird was sie ist. Ein islamischer (Gottes)-Staat.

Über muck

Senior Projektleiter mit Freude am Sport
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