Sognedal – Jostedal – Geiranger (322km)

Mit einem scheuen Blick wagen wir aus dem Womo zu schauen, denn es wurde Regen vorhergesagt. So stand es im Internet, hingegen stand in der Zeitung es wäre nur bewölkt mit einer kleinen Sonne hinter den Wolken – Sonne, Wolken und Regentropfen können wir Schweizer auch in norwegischer Sprache lesen….!
Der Himmel sah wirklich gar nicht so schlecht aus. Zwar hingen die Wolken noch tief, doch auch sonnige Flecken waren auf den benachbarten Bergen auszumachen.

Also nichts wie weg ins Jostedal an den Nigardsbreen Gletscher und später vielleicht…– nah wir werden es sehen, wie weit wir heute noch kommen. Wir möchten noch unser Abwasser entleeren und auf dem Platz ist noch keine Möglichkeit, da alles neu gebaut worden ist und noch gebaut wird. Bei der nahen Tankstelle ist die Anlage defekt und bei einer weiteren Anlage sollten wir Nkr 50.- bezahlen – schliesslich finden wir einen Abwasserschacht bei einem Rastplatz.

Wir fahren auf der RV55 in östlicher Richtung zuerst dem Sogndalfjorden, später dem Lustrafjorden entlang bis Gaupne. Dort biegen wir auf die RV604, die ins Jostedal führt. Es ist ein sehr langes, nicht allzu breites Tal, das auch sehr langsam ansteigt. Die Strasse führt dem Fluss Jostedola entlang, der in einer intensiven grünen Farbe dem Fjord zufliesst. Natürlich ist es fast reines Gletscherwasser, denn auf der ganzen linken Seite thront hoch oben der gewaltige Jostedalbreen. Nach rund 30 km erreichen wir Gjerde, der letzte kleine Ort im Tal, bevor wir am Gletschermuseum vorbeikommen und einige Meter später an einer Schranke anhalten. Vor uns diskutierende Holländer, die sich wie immer sehr kompliziert anstellen, wenn es ums zahlen geht. Es ist eine Selbstbedienungs-Zahlstelle wie man sie oft in Norwegen findet. Man nimmt ein gedrucktes Couvert, schreibt die Autonummer und das Datum auf, steckt den entsprechenden Betrag ins Couvert und ab in den daneben hängenden Briefkasten. Das Doppel reisst man natürlich vorher ab und steckt es gut sichtbar hinter die Frontscheibe des Womo’s. So einfach ist das.

Ueberhaupt hat es viel zu viele Holländer (unsere Holländer-Freunde möchten mir das verzeihen) hier in Norwegen mit Wohnwagen, die jede kleinste Strasse hochfahren und dann trotzdem Angst haben, wenn es links oder rechts steil den Berg hinunter geht.
Nach 5km Fahrt auf dem Bomveg (zu Deutsch Mautstrecke) erreichen wir den grünen Nigardsvatn und dahinter leuchtet in eisblauer Farbe der gewaltige Strom des Nigardsbreen. Das Wetter ist so-so-la-la, die Gipfel leider in den Wolken, aber ohne Regen, manchmal sogar ein Strahl Sonne auf dem oberen Teil des Gletschers. Wir ziehen uns warm an und marschieren dem Ufers des Sees entlang über Stock und vor allem Stein. Nach ca. 45 Minuten erreichen wir die gewaltige Gletscherzunge, aus der aus einem eisblauen, dunklen Schlund ein tosender Bach sprudelt. Der Gletscher haucht einem kalt an – ein eisiger Wind weht uns an und wir ziehen den Reissverschluss schnell noch etwas höher.
Zurück fahren wir mit dem Motorboot, das alle paar Minuten vom Parkplatz bis nahe an den Gletscher fährt.

Wir fahren den ganzen Weg zurück nach Gaupne und biegen wieder auf die RV55 ein, und einige Kilometer hinter dem Fjordende beginnt die Strasse stetig an Höhe zu gewinnen. Die ersten Haarnadelkurven folgen und steil geht es an verschiedenen Berghängen empor. Links und rechts werden neben Nebel- und Wolkenfetzen hohe Berge mit Gletschern sichtbar. Es sind dies die hohen Berge der Jontheimgruppe mit dem höchsten Berg Norwegens, dem Galdhoppingen (2469m ü M).

Leider sehen wir vor allem weisse Schneefelder, die sich mit den Wolken vermischen. Endlich haben wir den höchsten Punkt des Sognefjellet mit 1434 m erreicht. Um uns herum ist es vor allem weiss und der grosse Bergsee ist über die Hälfte mit Eis und Schnee bedeckt. Auf der Strasse kommt uns ein Ratrac entgegen…. nach 100m wissen wir es: auf einer präparierten Loipe sind Skilangläufer zu Hauf unterwegs. Wir können und wollen es auch nicht ändern, aber hier oben auf den Fjells in Norwegen ist auch im Juni noch voll Winter.

Die Fahrt ins Tal geht meist mit kleinem Gefälle voran, dazwischen einige kurze Steilstufen mit bis zu 10% Gefälle. Wir erreichen Lom und biegen in nördlicher Richtung auf die RV15. Das Wetter wird immer düsterer und Regen zieht auf. Das Tal ist zuerst sehr breit, wird aber später schmaler und die Strasse beginnt wieder zu steigen. Bald einmal erreichen wir wieder die 1000m Marke und vor uns sind wieder Schneeberge zu sehen. Auf der Passhöhe verlassen wir die RV15, die nun im Tunnel verschwindet und nach Stryn weitergeht. Wir fahren auf der RV63 zur Djupvashytte wo eine Abzweigung zum Dalsnibba-Aussichtspunkt führt. Es hat aber keinen Sinn nochmals 400m höher zu steigen, um in den Nebel zu sehen. Wir fahren weiter und nun geht es die letzten 10km steil zum Geirangerfjorden hinunter. Es hat wieder einmal unzählige Haarnadelkurven in der Abfahrt und erst vor den letzten Kehren hat es einen super Aussichtpunkt mit Blick auf Geiranger und den engen Fjord.

Jetzt sind wir auf dem Geiranger Camping direkt am Fjord und hören dem Regen zu, der auf das Womodach prasselt. Es soll so bleiben……

Noch ein Wort zum Morgen……es ist nicht genau so geblieben…..es hat Schnee bis auf 700m – frischer, weisser Schnee

Über muck

Senior Projektleiter mit Freude am Sport
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