Odda – Hardangervidda retour (190km)

Leichter Regen trommelt auf unser Womodach und weckt uns schon am Morgen… Schei…wetter! Gemäss gestriger Auskunft vom Platzwart wäre der Tag noch gut und erst am Abend sollte Regen einsetzen. Hatten wir das mit dem Platzwart nicht schon einmal? Auf diese Leute ist einfach kein Verlass – Schande über sie!

Der grosse Rat beschliesst, dass wir uns auf den Weg zum Hardangervidda Natursenter nach Eidfjord und dann weiter zum Voringsfossen/Fossli Hotel machen. Thomas und Maja haben letztes Jahr so von einem Superfilm geschwärmt und den wollten wir uns dieses Mal nicht entgehen lassen.

Nach einem kurzen Tankstopp ist unser Womo wieder voll Energie und Tatendrang. Wir folgen weiter der RV13 am rechten Ufer des Sorfjorden entlang über Lofthus nach Kinsarvik. Das Dorf Lofthus ist bekannt für seine grossen Obstkulturen. Einige 100’000 Bäume sollen es in der Umgebung sein. Wir fahren durch riesige Plantagen von Apfel- und Kirschbäumen, die sich bis weit in die immer steiler werdenden Hänge hinaufziehen. An der Strasse stehen links und rechts grosse Einlagerungs- und Verarbeitungshallen.

In Kinsarvik besteht eine Fährverbindung nach Utne und weiter nach Kvanndal über den Sorfjorden bzw. über den Hardangerfjorden zur RV7. Die Strasse ist mal schmal, mal sehr breit, wir kennen das ja inzwischen zu Genüge. Einige Kilometer weiter richtet sich unser Blick auf eine riesige Baustelle auf dem gegenüber liegenden Fjordufer. Zwei riesige Betonsäulen direkt am Ufer, dahinter ein grosses Loch im Berg und später eine Tafel: …..2013 Hardanger-Bru! Jetzt ist alles klar, da bauen die Norweger wieder einmal eine riesige Hängebrücke von ca. 1,5 – 2km Länge einfach so über den Fjord. Jetzt sehen wir auch die diesseitige Baustelle mit grossen Kiesanlagen, Baucontainern und Fahrzeugparks. Etwas weiter wird die Strasse (RV7 Oslo – Geilo – Hardangervidda – Bergen) grosszügig erweitert und mit längeren Tunnelabschnitten versehen. Damit wird die einzige Fährverbindung der RV7 Brimnes-Bruarvik bald der Vergangenheit angehören. Auf die eine Seite schade, auf der anderen Seite aber durchaus verständlich.

Bald gelangen wir nach Eidfjord und sind nun auf der besagten RV7, durchqueren Eidfjord in Richtung Hardangervidda. Jetzt zieht die Strasse in mächtigen Kurven und Tunnelstrecken (u.a. ein Kehrtunnel) mit über 8% den Berg hinauf. Links wird bald einmal die durch den Voringfluss tief gegrabene Schlucht sichtbar. An der Aussichtsstelle parkieren wir unser Womo und gehen einige Schritte zu Fuss der Schlucht entgegen. Wir hören das Donnern vom Voringsfossen schon aus der Ferne. Jäh fällt nun das Plateau vor uns fast 300m in die Tiefe. Kleine, ungesicherte Trampelpfade führen der Schlucht entlang – für von Energie strotzende Kinder oder japanische Sandalen- und Turnschuhakrobaten nicht unbedingt das Richtige! Wenn in Norwegen sonst Sicherheit über alles geht, könnte hier ein längerer Zaun ganz sicher gut tun.

Wir stellen unschwer fest, dass das nahe Kraftwerk Wort gehalten hat und im Sommer 12m3/Sek. Wasser durchlässt. Immer noch ein kleines Rinnsal im Vergleich vor der Kraftwerkszeit, als der Wasserdurchfluss bei der Schneeschmelze bis zu 150m3 pro Sekunde betragen haben soll!

Wir fahren zurück und besichtigen das schon erwähnte Hardangervidda Natursenter. Die Ausstellung ist sicher auch interessant, doch der Film ist einfach der Hit der Woche. Man sitzt vor einer 5 Monitoren-Panorama-Leinwand und fliegt im Helikopter in spektakulärer Weise über die Hardangervidda und Umgebung. Es geht über Seen, dann im Sturzflug die nächste Schlucht hinunter, um später knapp über Wasserfälle und Felswände dem Berg empor zu klettern. Im Tiefflug fliegt der Heli über den Hardangerjokulen und tiefen Gletscherspalten entlang. Beim betrachten kann es Mann/Frau schon einmal mulmig in der Magengegend oder etwas „Trümmlig im Kopf“ werden, so realistisch ist der 20-minütige Film abgedreht worden. Ein Besuch ist einfach ein Muss, wenn man in der Nähe vorbei fährt.

Jetzt sind wir wieder zurück und übernachten ein zweites Mal auf dem Campingplatz von Odda. Das Wetter hat sich auf der Rückfahrt total eingelassen und es regnete teilweise sehr stark, verbunden mit kräftigen Windböen, sodass auf den Fjorden Schaumkronen zu sehen waren.
Wie das Wetter morgen aussieht? – ich frage mal den Platzwart……..!

Über muck

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