Hornnes – Lysebotn (153km)

Nach einer ruhigen Nacht weckte uns der vom Platzwart erbrachte Weckservice: Genau um 0730 Uhr startete hinter unserem Womo der Bagger und deckte einen frischverlegten Kabelkanal zu. Kein Schweizer hätte pünktlicher sein können!

Zum Platzwart resp. zum allgemeinen Norweger/Norwegerin muss ich doch noch etwas sagen. Wären die beiden Gallier Astrix und Obelix zugegen, hätten sie bestimmt gesagt: „Die spinnen ja, die Norweger“ – und sie hätten gar nicht so unrecht.

Stellt euch einmal vor: Die Luft ist 14 Grad kalt, das Wasser vielleicht mal 13-15 Grad, der Himmel stark bewölkt, ein mässiger Wind geht und von Zeit zu Zeit setzt Regen ein. Was sieht man auf dem See? Eine junge Norwegerin im Bikini auf dem Pedalo. Was sitzt vor dem Haus am See? Zwei junge Girls, die soeben vom Baden kommen und sich abtrocknen. Wie läuft der Platzwart herum: Natürlich in einem kurzen T-Shirt und das im grössten Gewitterregen!

Der Tag begann wettermässig – mässig…… ein ganz schwacher Nieselregen setzte kurz nach dem Frühstück ein.

Vor unserer Fahrt nach Lysebotn besuchten wir den in unmittelbarer Nähe gelegene Mineral-Park. Unglaublich was man alles aus Stein und Mineralien machen kann. Bänke, Tische, Bäume mit Koalas oder Eulen drauf, Gartenbrunnen, Petrollampen, Tiere etc. Im Museum drin hat man wie im Bergbau Gänge in Granitstein gehauen und darin ist eine superschöne Mineralienausstellung. Traumhafte Steine vor allem aus Lateinamerika, China und Norwegen selber sind ausgestellt und zu bewundern. Was für ein Highlight muss es für einen Strahler wohl sein, wenn er solche Kostbarkeiten findet! Der Besuch ist das Geld wert gewesen und hat sich wirklich gelohnt.

Doch jetzt geht es weiter das Setesdal hinauf in Richtung Haukeligrend (RV9). Mal links, mal rechts der Strasse fliesst die Otra, bildet immer wieder kleinere und grössere Seen oder sprudelt in ein paar Stromschnellen das Tal hinunter. Eine eindrucksvolle, teils malerische Landschaft mit viel Wald und Seen. Die Elchschilder stehen wohl nicht zu unrecht am Strassenrand – trotzdem haben wir bis jetzt keinen dieser riesigen Vierbeiner gesehen. Bei Nomeland kaufen wir noch ein – man weiss ja nie was einem erwartet – und biegen dann auf die RV45 durch das Bergsdalen in Richtung Sirdalen/Lysebotn. Von rund 250m ü M steigt die Strasse in langen Steigungen und Kehren mit meist 10% schnell an und schon bald einmal erreichen wir die 1000 m ü M Marke. Zuerst noch säumen links und rechts Chalets die Hänge, weiter oben wird es aber menschenleer und kahl. Hier regieren nur noch Herr Stein, Frau Holle und Jupiter in Form von Schnee,Seen, Bächen und Wasserfällen. Auf die eine Seite eine recht karge, nüchterne und melancholische Landschaft, besonders bei eher düsterem Wetter. Auf die andere Seite aber eine mystische Berglandschaft, in der man die sagenumwobenen Trolle förmlich riechen und spüren kann. Ist nicht in dieser Felswand ein Trollgesicht, sieht man nicht dort eine Fratze oder was bewegt sich dort hinter den Felsen. Nein, es sind nur Schafe, von denen es im Sommer fast 100’000 im Sirdalen gibt.

Die Strasse führt uns über das Hochland, neben schroffen Wänden und dunklen Seen entlang nach Adneram. Dort zweigt die RV 468 zum Lysebotn ab. Auf der ganzen über 60km langen Hochlandstrasse ist kein Kreuzen von Fahrzeugen möglich. Es hat aber genügend Ausweichstellen und sonst setzt man eben mal zurück. Der schwächere gibt nach oder man wartet eben auf den Car oder Lastwagen…. wenn man ihn im voraus sieht! Sonst gibt es ja das R auf dem Schalthebel…..!

Auf den letzten 10 km gilt für alle Fahrzeug: LOW GEAR ! Es geht in 27 engen Kurven mit mehr als 10% bergab. Da können schon mal Bremsen heisslaufen, wenn man einen zu grossen Gang einlegt. Und was das heisst, kann man vom Adlerhorst (Restaurant und Ausblick) aus sehen: Fast senkrecht geht es von hier aus 900 m zum Lysefjorden hinab und die Strasse windet sich in diesen über 27 Spitzkehren dem Tale zu, zuletzt in einem einspurigen 1100m langen Tunnel, ebenfalls mit einer 180Grad Kehre. Ein tolles und einmaliges Erlebnis, nicht nur für die Bremsanlage unseres Fahrzeuges.
Jetzt sind wir auf Meereshöhe zuhinterst vom Lysefjorden, der sich erst 35km bei Stavanger ins Meer weitet.

Über muck

Senior Projektleiter mit Freude am Sport
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Eine Antwort zu Hornnes – Lysebotn (153km)

  1. Armin + Heidy sagt:

    1978 fuhren wir mit unserem Camper Lysebotn aufwärts. Unser 6m Camper der Marke Tabbert Imperator 600 mit hinterer Zwillingsbereifung hatte einen 2 Liter Benzin-Motor welcher gerade mal 75 PS leistete. Und dies bei einem Gesamtgewicht von 3500 Kg. Im 2 Gang ging es gemütlich mit etwa 30 km/h aufwärts. Natürlich auf Naturstrassen und nicht wir heute auf komfortablem Asphalt. Auf diesen Strecken kamen wir schnell einmal auf 19 Liter pro 100 km. Unser Benzintank fasste darum auch 130 Liter. So war es eben damals.
    Gruss Armin

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