Rückblick – Norwegen 2009


Rückblick Süd- und Mittelnorwegen – September 2009

Nachdem wir durch den Wetterumsturz im Norden im 2009 wohl nicht mehr nach Norwegen zurückkehren werden, hier einen kleinen Rückblick mit Tipps für zukünftige Norwegen Reisende.

Südnorwegen

Das Land ist wunderschön, teilweise wild, dann oft wieder romantisch und idyllisch. Die Küstenregion von Südnorwegen ist, entgegen meinen ersten Erwartungen, felsig und mit kleineren bis mittelgrossen Gebirgszügen durchsetzt. Viele kleine und grössere schöne Buchten laden zwar zum Bade ein, aber das Wasser ist meist kalt bis sehr kalt. Oft sind es felsige Regionen, doch auch wunderschöne, weite Sandstrände haben wir besucht, die an Südsee-Regionen erinnern können, so weiss und fein ist der Sand. Kleinere und grössere Fjorde durchziehen die südliche Landschaft, die aber keinesfalls mit Fjord-Norwegen vergleichbar sind. Weite, grosse Mischwaldregionen haben wir durchfahren, gegen die Küste werden es oft wilde Buschlandschaften.
Die Leute leben von der Schafzucht, dem Fischfang und sicher auch vom Tourismus. Was immer wieder auffällt, sind die unzähligen kleinen und grossen Seen. Norwegen scheint ein endloses Wasserreservoir zu sein. Mehrmals haben wir uns gefragt: Wo kommt all das Wasser her? Die Berge sind nicht allzu hoch und oft sind die Berge links und rechts der Strasse kaum 100m höher und trotzdem sind überall Bäche und Seen zu sehen. Stufenweise geht der Bach gegen das Meer, von einem See in den Andern, oft durch 5,6 oder7 Seen hindurch bis er sein Endziel, die Nordsee erreicht hat.

Gegen Nordwesten dominieren die grossen Städte Stavanger und Haugesund. Hier heisst das grosse Geschäft ganz klar Erdöl. Riesige Hochsee-Schlepper kommen von den Nordsee Ölplattformen, wechseln Mannschaften aus, holen Verpflegung und Gerätschaften für die schwere Arbeit weit draussen in der stürmischen Nordsee.
Die Telemark-Region in der Mitte von Südnorwegen wird von riesigen und weiten Waldflächen bestimmt, die von flachen Bergketten durchzogen sind. Sie wirkt gegenüber dem Norden und dem Süden lieblich und idyllisch. Auch hier ist die Landschaft von kleinen bis grossen Seen durchzogen. Hier sieht man oft Kuhweiden und sogar einige Getreidefelder sind anzutreffen. Die grössten Getreidefelder haben wir aber südlich von Oslo angetroffen.

Mittelnorwegen (Fjordnorwegen)

Gleich östlich und nördlich von Stavanger beginnt die Gebirgsregion und die grossen Fjorde greifen wie riesige Finger ins Land hinein. Der Lysefjorden ist rund 50 km lang und lässt zum ersten Mal die wilde Landschaft der weiteren grossen Fjorde im Norden erahnen. Die Vegetation lässt spürbar nach, Fels- mit Graslandschaften durchsetzt mit Birken, Büschen und Flechten beherrschen das Bild.
Nordöstlich von Haugesund wird das Klima deutlich rauer, die ersten Gletscher, wie der Folgefonna oder der Hardangerjokulen werden sichTbar. Der Hardangerfjord, der zweitgrösste Fjord von Norwegen prägt das Bild dieser Gegend. Weit verzweigt, verästelt und tief (über 150km) zieht er mit seinen Meeresarmen ins Land hinein. Die Gletscherwelt ist fantastisch und nicht vergleichbar mit den Schweizer-Gletschern. Sie sind meist auf einer Höhe zwischen 1’000 und 1’800 m.ü.M anzutreffen, die Gletscherzungen reichen oft bis weit ins Tal hinunter und sind als Hängegletscher mit tiefen, grossen Spalten durchzogen. Man wundert sich sehr, dass vom Gletscher nur ein paar hundert Meter tiefer am Fjord die grössten Obstkulturen Norwegens gedeihen.
Etwas weiter landeinwärts öffnet sich auf rund 1’200 m Höhe die Hardanggervidda, die grösste zusammenhängende Hochebene Europas. Diese Fels- und Buschlandlandschaft ist ein Wander- und Veloparadies. Die sehr karge Vegetation ist von kleinen Birken und verschiedenen Moosarten durchsetzt und besonders in der Herbstzeit ein wahres Farbenspiel von hellgrün, über gelb bis dunkelrot. Hier gibt es auch die grösste freilebende Rentierkolonie von über 10’000 Stück – uns blieben sie leider verborgen. Es ist beeindruckend über eine so riesige Wildnis zu schauen, die nicht einmal am Horizont aufhört!
Am Rande der Vidda liegen verschiedene berühmte norwegische Skistationen wie z.B. Geilo. Skistationen wie wir sie kennen, sind es wohl nicht, die grossen und steilen Skipisten fehlen. Ich frage mich auch immer wieder wo wohl die grossen norwegischen Skifahrer das Skifahren erlernt haben könnten.
Etwas nördlich vom Hardangerfjord liegt die neben Oslo wohl berühmteste Stadt Norwegens: die alte Hansestadt Bergen. Obwohl sie am Meer zwischen Schären liegt, ist sie durch Bergzüge vom Hinterland abgetrennt. Dies macht es vielleicht auch aus, dass sie die regenreichste Stadt von Europa ist – auch wir haben das zu spüren bekommen.
Nördlich von Bergen bestimmt der grösste Fjord von Norwegen, der Sognefjord das Bild. Er reicht über 200 km weit ins Land hinein. Sehr viel weiter sind wir leider durch den kurz bevorstehenden Wintereinbruch nicht mehr gekommen.

Strassen

Die Strassen sind fast durchwegs in gutem bis sehr gutem Zustand. Man kann sich aber auf die Breite der Strassenbezeichnungen überhaupt nicht verlassen. (siehe unter Freitag 11.09.09) Auch die grossen und wichtigsten E-Strassen können plötzlich sehr eng werden. Auf allen Rv-Strassen muss man hinter der nächsten, schmalen Kurve mit einem schweren Brummi rechnen. Das Kreuzen ist schwierig und manchmal überhaupt nicht mehr möglich. Da hilft nur langsames und immer konzentriertes Fahren, sonst wird das Womo schnell einmal negativ abgeändert….! Man sieht genügend Womos mit verklebten Stossstangen und provisorisch festgemachten Seitenteilen. Auf Nebenstrassen hat es genügend Ausweichstellen und auch die grossen Trailer respektieren die kleineren Fahrzeuge und warten. Sie sind auch sofort einmal bereit, ihr schweres Fahrzeug zurück zu setzen, wenn die Ausweichstelle näher ist.

Womo-Fahrer grüssen sich grundsätzlich auf der Strasse. Die norwegischen Auto-Fahrer und vor allem Fahrerinnen (sorry liebe Frauen, Brigitte muss dies leider bestätigen) hingegen sind meist weniger nett und drängen sich oft bei schmalen Stellen einfach hindurch. Gut, um es etwa abzuschwächen, ich habe auch noch nie so viele Frauen hinter dem Steuer gesehen, wie in Norwegen. Ob das damit zusammen hängt, dass die Häuser in ländlichen Gegenden oft sehr, sehr weit von Einkaufsmöglichkeiten entfernt liegen? Man wird auch kaum mit einem Dankeszeichen bedacht, wenn man kurz ausstellt und sie vorfahren lässt.

Alle Strassen sind sehr gut mit den entsprechenden Nummern angeschrieben und die untere Tafel mit Nummer, weißt auf die nächst kommende grössere Strasse hin.
Manche Strassen und Tunnels sind kostenpflichtig. Besonders vor grösseren Städten häufen sich die „Bom-Stationen“, meist werden für Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen ca. 20 – 40 Kronen fällig.

Essen

In Norwegen sollte man Fisch, Lachs im speziellen, Crevetten und Krabben gern haben – dann kommt man bestimmt auf seine Kosten. Auf den grossen Hafenmärkten kann man sie fangfrisch erwerben – was aber nicht immer günstiger ist. In den grossen Supermärkten wird alles angeboten, was wir auch aus der Schweiz kennen. Speziell Schweinsfilet ist sehr preiswert. Im allgemeinen halten sich die Preise von Norwegen und der Schweiz die Waage.

Wetter

Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung. Dieses Motto trifft für Norwegen sicher zu. Im Küstenbereich wechselt es so schnell wie bei uns in den Bergen. Ein Regenschutz und ein warmer Pullover ist bei einer Norwegen-Reise unerlässlich, ebenso eine gut, funktionierende Heizung im Womo (was ja bei uns leider nicht der Fall war!) Im Innern des Landes, resp. im Hochland kann es sehr schnell abkühlen – wir können dies aus eigener Erfahrung sagen. Der Herbst hat sich im September in vollen Zügen entfaltet und hat zu farbenprächtigen Landschaften geführt. Der Winter bricht plötzlich herein und es haut keinen Norweger aus den Socken, wenn im September die Berge – der Höchste ist nur knapp 2’500 m hoch – bereits weiss sind.

Tourismus und Camping

Alles ist äusserst gut, übersichtlich und in verschiedenen Sprachen angeschrieben. Die Tourismusbüros haben lange Öffnungszeiten und verfügen über gute Prospekte und Unterlagen. Vor allem vor grösseren Ortschaften und grossen Städten sind auf speziell beschilderten Parkplätzen ausführliche Pläne mit Informationen aufgestellt. Ausser in den grossen Städten wie Stavanger, Haugesund und Bergen haben wir immer genügend Gratis Parkplätze gefunden. Die Sehenswürdigkeiten sind immer gut mit einem speziellen Zeichen signalisiert (braune Tafel mit weissen ineinander geschlungenen „Seilen“).

Es gibt sehr viele Campingplätze, sie sind aber in der Nachsaison oft schon geschlossen oder die Serviceangebote sind stark reduziert. Mehrheitlich sind es schön gelegene Plätze an einem Fjord, See oder Flusslauf. Sie sind einfach und sauber, verfügen meist über einen Hotspot (kostenpflichtig zwischen nKr. 20-30.- ), haben meist Waschmaschine und Tumbler. Platz haben wir immer genügend gefunden, oft waren wir nur zwei, drei oder vier Womos. Für die manchmal eher bescheidenen Einrichtungen sind sie relativ teuer (1 Womo, Strom und 2 Personen: um nKr. 200.-, wobei man für das Duschen meist separat 10 Kronen bezahlt), für die gleichen Preise fanden wir in Schweden vier, ja sogar fünf-Sterne Campingplätze mit allen Schikanen!
Freies campieren (Jedermannsrecht) ist meist kein Problem und ungefährlich, man sollte sich aber im Interesse von Anderen an die Vorschriften halten! Mindestens 50m von einem Privathaus entfernt, beschilderte Verbote einhalten, keine Zufahrtsstrassen versperren, Platz wieder sauber verlassen. Es wäre nämlich wirklich schade, wenn dieses Recht durch das schlechte Verhalten der Camper in Zukunft eingeschränkt werden müsste.
Über das Problem der öffentlichen Verkehrsmittel in den Grossstädten habe ich schon genügend geschrieben.

Fähren

Fähren hat es wie Sand am Meer – an verschiedenen Fjorden werden aber grosse Brücken gebaut, oder man gräbt einen Tunnel unter dem Fjord durch (meist mautpflichtig).
Verschieden grosse, bis 3-stöckige, gut eingerichtete Fähren sind wir gefahren. Sie verkehren an den meisten Fjorden regelmässig, die Konsultation eines Fahrplanes ist nicht nötig. Bezahlt wird an geöffneten Kassen oder direkt auf dem Schiff. Wichtig ist, dass man den Anweisungen des Personal strikte Folge leistet, sonst riskiert man einen langen, fast tödlichen Blick! Die Rampen sind oft sehr steil. Bei Womos mit grossem Überhang ist langsames Fahren beim hinauf- und hinunterfahren unerlässlich, sonst scheppert es hinten….! Womos werden grundsätzlich in zwei Kategorien eingeteilt: bis 6m geringe Kosten, ab 6m oft das Doppelte bis 3-Fache. So haben wir bis zu nKr. 410.- für eine Fahrt bezahlt, und haben trotzdem noch keine Anteile an der Fähre erworben….!

Geld

Grundsätzlich kann man (fast) alles mit einer Kreditkarte kaufen. Wir sind aber auf folgendes Problem gestossen: der Code bei den Norwegern sind nur 4-stellig – wir aber haben auf unserer VISA mindestens einen 6-stelligen Code. Es ist deshalb sinnvoll, den Code in der Schweiz kurzfristig auf 4 Stellen zu ändern. Bei vielen, aber eben nicht bei allen Codelesern kann man nur 4 Stellen eingeben und den Rest vergessen, es funktioniert auch. Nicht alle Geschäfte können nämlich den Beleg zur Unterschrift ausdrucken.
Für die „Bom-Stellen an Strassen und für Duschen auf den Campingplätzen ist es aber ebenso wichtig, immer ein paar 10 und 20 Kronen Stücke in der Tasche zu haben.

Allgemein sind wir begeisterte Norweger-Fans geworden. Nur sehr ungern haben wir unsere Reise abgebrochen. Es gäbe noch so viel zu sehen und zu erleben – fünf Wochen reichen bei weitem nicht aus für ein so riesiges Land.

Aber wie fast alle Norwegen-Reisende können wir nur eines sagen:

WIR KOMMEN BESTIMMT WIEDER!

Markus + Brigitte

Über muck

Senior Projektleiter mit Freude am Sport
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